04.11.2020
von Ricarda Sick
An einem dieser zurückliegenden grauen und verregneten Tage habe ich entschieden, mir diese Gemütlichkeitsstimmung zu Nutze zu machen, um mich mit ein paar Zeitschriften und einem leckeren Getränk aufs Sofa zurückzuziehen. Beim Stöbern fesselte mich ein Artikel in der Neue Narrativen der Ausgabe #03 besonders: „Führungskräfte der Zukunft brauchen emotionale Agilität“.
„Genau“ dachte ich sofort und las über Angst und Wut als starke Kräfte, die Neues hervorbringen, wenn wir diese Gefühle zulassen. Mehr noch: Wenn wir genauer hinschauen und prüfen, was diese Gefühle mit uns zu tun haben, ist der erste Schritt gemacht, um eine Veränderung unserer Haltung gegenüber unseren Gefühlen zu erreichen. Jones Kortz, der Autor des Artikels, erklärt wunderbar anschaulich, was passiert, wenn wir bei der Wahrnehmung starker Gefühle diese auf uns selbst fixieren und prüfen, was in der jeweiligen Situation das eine oder andern starke Gefühl in uns ausgelöst hat. So können wir verhindern, dass uns unsere Gefühle beherrschen und wir nicht, wie er schreibt, „zum Opfer unseres Gefühls“ werden.
Und nun kommt meine Lieblingserkenntnis: Gelingt uns diese Umkehr und verstehen wir, dass wir Gefühle HABEN, aber nicht unsere Gefühle SIND, haben wir gelernt Gastgeber*in unserer Gefühle zu sein. Gastgeber*in unserer Gefühle! Wie wunderbar! Was ein schönes Bild! Gastgeber*in ist man mitunter auch, wenn man nicht dazu eingeladen hat. Als gute*r Gastgeber*in begegne ich dem Gast freundlich und erlaube ihm/ihr ein wenig bei mir zu verweilen. Und genau so mache ich es nun mit dem Gefühl, welches mich plötzlich in einer Situation besucht: ich lasse es zu und schaue, was es im Moment braucht, um es dann wieder gehen lassen zu können. Zum Beispiel ein klärendes Gespräch, eine neue Idee, eine neue Verabredung oder Vereinbarung.